Das Leben ist ein Theater

Wir entwickelter Bilder mit folgendem Titel und zu folgenden Bereichen:  

„Zerrissenheit“ – Frau/Mann zwischen Beruf und Familie; zwischen eigenem Berufsbild und den gegebenen strukturellen Bedingungen

„Der gehört mir“ – Machtlosigkeit, Unterdrückung, Wirtschaftspolitik

„Kopf ab“   Entlassung, Arbeitslosigkeit, Verlierer

„Es wird enger“ – das System macht Druck und die Menschen geraten gegeneinander

„Stolpersteine“ – Rolle der Frau, Armut, Personalabbau bis in die hohen Manageretagen 

              

                                             "Stolpersteine", Straßentheater                                                         "Kopf ab", Straßentheater

 

Unsichtbares Theater

Die Inszenierung einer alltäglichen Szene zur Präsentation an einem Platz, wo sie wirklich stattfinden könnte. Sie wird in einer Weise verwirklicht, dass die ZuschauerInnen wirklich an dem Ereignis teilnehmen und so spontan reagieren, als wäre es ein normales Ereignis. 

So geschehen beim Pfarrgemeinde-Kongress, 1999 im Congress, Innsbruck:

1 Rolle Frau als Putzerin mit einem Wischmopp.

Reaktion einer „Kollegin“ von der Essensausgabe vom Buffet, als die „Putzerin“ sich zum Essen anstellt ganz scharf: „Das Personal isst später!“, eine Kollegin vom Putztrupp: „Eine Neue!.

Die „Putzerin“ wischt durch die Gänge, mit ihrem 60 cm Wischmopp in Achter-Bewegungen (geht ziemlich in den Rücken!). Reaktionen der Betroffenen, die dem Wischer konfrontiert werden: ganz viele steigen einfach drüber ohne die „Putzerin“ anzuschauen, manche schütteln den Kopf, lästig ..., manche stellen aus, versuchen das Gewischte nicht noch zu verunreinigen, einige blickten vom Wischer in die Augen der „Putzerin“ – und erkannten mich, auf den zweiten Blick. 

 

VOM KABARETT ZUM FORUMTHEATER, VOM FORUMTHEATER ZUM KABARETT UND WIEDER ZUM FORUMTHEATER 

               

             Kabarett "Gute Besserung" (Pipi no)                             Kabarett "Gute Besserung" (Lift)

 

 

1990 begannen wir mit der Theaterarbeit im Treffpunkt Klinikpersonal. „Heut war wieder ein Theater ....“ die Gruppe „Infektiös“ bildete sich aus SchülerInnen der Krankenpflegeschule, Krankenschwestern, initiiert von Eva Avellano, Leiterin im Treffpunkt Klinikpersonal von 1977 - 99. Die Gruppe begann ihre Geschichten zu spielen, Rollen zu beschreiben in Begleitung der Schriftstellerin Renate Welsh und machte daraus ein Kabarett. „11 faltenfreie Szenen“, das Programm wurde 10 x aufgeführt. Damit erreichten wir ca. 2000 Leute.

1992 wurde uns für diese besondere Art der Bewältigung des Berufsalltags der WALLNÖFER-PREIS verliehen.

Bei allen Auftritten des Kabaretts stand ich an der Tür, wenn die BesucherInnen aus dem Saal strömten. Ich sah sie nachdenklich, zornig, amüsiert, gelangweilt gehen. Neben Kommentaren wie „Nestbeschmutzung“ hörte man vielfach „Es ist wirklich so“. Bei der Aufführung im Haus der Begegnung 1991 war der Saal so voll, dass zwischen Bühne und Zuschauern kein Zwischenraum mehr war; entsprechend nahe ist es allen gegangen - den SchauspielerInnen und den Zuschauerinnen. Sie alle waren an diesem Abend stark beteiligt, Vorstellungen von Verbesserungen, Veränderung ganz deutlich da. 

„Wir reden ja nur“, ist ein Einwand, den wir oft hören. Das Forumtheater entdeckte ich als eine mögliche Form, diesem Drang nach Tun, Beteiligung nachzukommen – und gegen die Resignation zu wirken. 1995 begann unsere Forumtheater-Ära mit Begleitung der ReferentInnen Mag. Heidi Unterhofer und Mag. Irmi Bibermann. Ich absolvierte von 1998 – 2000 den Theaterpädagogiklehrgang im Haus der Begegnung, um weiterhin die Gruppe zu begleiten. Weiterbildungsangebote in der Gruppe im Treffpunkt und Haus der Begegnung nahmen wir wahr.

Wie im Vorhergehenden beschrieben gab es in den Jahren 1996 bis 2002 zahlreiche Produktionen und Aufführungen: Forumtheater, Bildertheater, Verstecktes Theater.

Im Laufe der Theaterarbeit – das Leben ist eine Bühne – verdichteten sich die Geschichten und erhärteten sich die strukturellen Bedingungen in der Arbeitswelt, im Gesundheitswesen. Das Erlebte, Gehörte und die möglichen Hintergründe, unsere Reflexionen und Entdeckungen einem breiten Publikum vor Augen zu führen mit Lust, Spaß wurde uns ein Herzensanliegen.

2001 begannen die Vorbereitungsarbeiten für unsere zweite Kabarettproduktion mit Thomas Troi und später unter der Regie von Irene Turin, wie beim ersten Kabarett. Und wieder müssen wir die Geschichten nicht erfinden, sie finden täglich statt auf den verschiedenen Bühnen im Krankenhaus, im Heim, in einer globalisierten Welt. Wahrhaft „Gute Besserung“ ist uns allen – auch den potentiellen „Kunden“ in diesen Bereichen zu wünschen und dem betroffenen Personal, ja dem System. 

Am 24. Mai fand im Bierstindl die Premiere statt – zum Lachen und fast zum Weinen. Eine weitere Vorstellung folgte im gleichen Haus. Auf Einladung der Betriebsseelsorge und der Arbeiterkammer gingen wir nach Oberösterreich/ Mühlviertel, weitere Aufführungen österreichweit in diesen Bereichen werden folgen, dies im Rrahmen der Kampagne „Gute Arbeit“ der Betriebsseelsorge und Kath. Arbeitnehmer/Innern-Bewegung Österreichs. 

Vorerst bleiben wir mit der Produktion in Tirol und spielen auf Einladung und in Zusammenarbeit mit den Betriebsräten  in der Klinik Oktober 2003 und im Krankenhaus Hochzirl Jänner 2004 sowie zweimal im November 2003 im Veranstaltungszentrum KOMMA Wörgl.

 

DER GEWINN UND WOVON WIR ALS THEATERGRUPPE LEBEN

  • Wir befreien uns im Spiel, in der Bewegung, im Darstellen vielfältig zur eigenen Hygiene – und haben jede Menge Spaß.
  • Wir werden unsere eigenen Betroffenheiten los, finden in der Gruppe Gemeinsamkeiten.
  • Wir finden Bestärkung in den gesellschaftspolitischen Ansichten und ein Ventil, eine Ausdrucksform zum Handeln. Die gemeinsame Arbeit lässt uns untereinander näher kommen, wir entwickeln uns zu einer lebendigen Gemeinschaft, die nach innen für die eigene Persönlichkeit u.a. Selbstwertgefühl, Körperbewusstsein, Sicherheit im Auftreten, Bildung durch Auseinandersetzung und Reflexion vermittelt.
  • Wir beziehen Stellung, zeigen unmenschliche Strukturen auf, zeigen auf, halten uns und allen Beteiligten den Spiegel hin. Durch unser Spiel bekunden wir deutlich den politischen Willen zur Mitgestaltung. Die Art der Bekundung macht auch anderen Lust zu dieser Mitgestaltung.
  • Eine breite öffentliche Diskussion kommt zustande damit ist Neues machbar – es ist eine Ermutigung. 

 

Theater sollte so nützlich sein wie

Haushaltsfolie, Omo, Religion oder

eine Melodie, die einem beständig

durch den Kopf geht, einem umfängt

mit Ideen und Vorstellungen, die

einem helfen zu leben, mit sich

zurechtzukommen und mit seiner Umwelt.

Gilbert Moses 5  

 

Kabarett "Gute Besserung" (Gefangenenchor)



 
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