Das Leben ist ein Theater |
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Das Leben ist ein Theater - TREFFPUNKT Am Puls von Elisabeth Schatz (veröffentlicht in "Kulturberichte in Tirol 2003) [Hier Klicken zum Download als .pdf] „Heut war wieder ein Theater...“ mit diesem Satz lassen sich Leute von Beruf Pflegende und BerufsvertreterInnen im Bereich Krankenhaus Heim bei uns in der Küche, Kommunikations- und Begegnungsraum im TREFFPUNKT Am Puls auf die Bank fallen. Das war der Anfang unserer nunmehr 14 jährigen Theatergeschichte im Betriebsseelsorgezentrum TREFFPUNKT, damals Klinikpersonal, heute Am Puls. Am Puls sein, spüren wo schnell das Herz schlägt, laut schreien, wenn’s weh tut, freeze ein Bild festmachen ... bewegen .... der Körper als wichtiges Requisit, um darzustellen, was ist. Täglich schreit es uns aus den Zeitungen entgegen. Da ist Notstand im Gesundheitswesen in vielfacher Hinsicht. Die vordergründig scheinenden Unzulänglichkeiten von Personen und Konflikten vielfacher Art haben bei näherem Hinsehen ein krankes System im Rücken. Wir brauchen nichts erfinden, wenn wir in unserer Theatergruppe zusammenkommen, um zu spielen. Das Leben ist ein Theater. „Wir befinden uns in Szenen, in denen wir uns auskennen oder nicht. Wir gestalten mit, sind hilflos oder mächtig. Die ewig gleichen Spielchen, Verstrickungen, Ärgernisse, Stereotypien – dieses tägliche Theater erzählen wir uns ...“. Augusto Boal aus Brasilien, der Begründer und Lehrmeister des Theaters der Unterdrückten - auch Theater der Befreiung genannt - pflegt bei Seminaren, die wir mehrmals erlebt haben, an dieser Stelle des Erzählens aufzuspringen, und gestenreich einzuladen: „Spiel ...“ sagt er. In der Art gehen wir auch in unserer Gruppe vor. Jene Person, welche die Geschichte erlebt hat, erzählt indem sie ihre Kolleginnen in der Gruppe als Schauspieler in ihrer Geschichte aufstellt, teilt ihnen ihre Rollen zu, der Schauplatz wird beschrieben, die Zeit, das Ereignis.... die Geschichte wird gespielt. Die Handlung entwickelt sich, wird deutlich. Gründlich wird recherchiert, genau hingeschaut, wer ist noch beteiligt. Die ErzählerIn stellt falls nötig neue Rollen hinzu, die Sätze werden formuliert. Ein Konflikt ist dann, wenn mindestens zwei Interessen zusammenstoßen. Nun wird der Konflikt herausgearbeitet, deutlich gemacht. Szenenwechsel. Die Vision, das Gegenstück sozusagen, die Wunschvorstellung, die befreiende Version wird entwickelt, gespielt. Nun wieder zurück zum Ereignis und dem Konflikt.... die Ausgangsgeschichte wird wieder dargestellt. Die Geschichte wird deutlich, bekommt Konturen, den handelnden Personen, Strukturen, Hintergründen sichtbarer, anschaubar, bearbeitbar. Damit ist eine Voraussetzung für eine mögliche Veränderung gemacht. Lösungsmöglichkeiten können entwickelt werden. Und wieder: nicht theoretisch erläutern, man müsste, könnte ... „Probier es aus ...“ würde Boal sagen. Mitten drin in der Geschichte werden die Zuschauer zu Beteiligten, können ihre Erfahrungen und Handlungsmodelle mithineinnehmen..... „Jetzt seh' ich erst, warum die Kommunikation bei uns nicht funktioniert“ sagt eine Krankenschwester nach einer Szene. Das Theater soll die Realität nicht nur interpretieren, sondern helfen, sie zu verändern. ² „Es genügt nicht zu wissen, dass die Welt verändert werden soll; wichtig ist, sie tatsächlich zu verändern. Theater heißt Auseinandersetzung mit einer konkreten Situation, es ist Probe, Analyse, Suche“³ Der TREFFPUNKT Am Puls ist eine Betriebsseelsorgeinrichtung der Diözese Innsbruck. Wir verstehen uns als solidarischer Wegbegleiter für das Personal an der Klinik, Krankenhaus, Heim. „Ausgangspunkt unserer Seelsorge ist das Wahrnehmen der Menschen in der Arbeitswelt im Spannungsfeld sozialer, ökonomischer und politischer Strukturen. Wir laden daher ein, Erfahrungen auszutauschen, Lebens und Berufssituationen möglichst umfassend zu beschreiben und hinsichtlich Beteiligungen, Interessen und vermeintlicher Sachzwänge zu hinterfragen.“ „Die Betriebsseelsorge ist ein Lernfeld, das eigene Leben in die Hand zu nehmen und gemeinsam mit anderen den Alltag und die Arbeitswelt für mehr Menschenwürde zu verändern.“4 Die Methode des Forumtheaters bietet eine Gelegenheit, Veränderung zu probieren – Lösungsansätze nicht nur zu denken, zu diskutieren, sondern sie sogleich auszuprobieren, einzuüben und im relativ angstfreien Raum die Auswirkungen zu erleben. So ist „so ein Theater“ ein Mittel:
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